16.01.2024

Gas-Szenarien: Januar-Update mit Jahresrückblick

Die Initiative Energien Speichern e.V. (INES) hat am 16. Januar 2024 ein Update für die verbandseigenen Gas-Szenarien vorgelegt. Das Januar-Update ergänzt die Aktualisierung der bisherigen Gas-Szenarien um einen Ausblick auf den Sommer 2024. Der Blick in den restlichen Winter und in den Sommer 2024 ist positiv. Darüber hinaus konnte in einem Rückblick auf das Jahr 2023 festgestellt werden, dass die benötigten Gasmengen vor allem durch Pipeline Importe bereitgestellt wurden. Flexibilitätsbedarfe wurden weitestgehend durch Gasspeicher gedeckt, wodurch sie das Importsystem optimiert haben.

INES hat heute das Januar-Update für die verbandseigenen Gas-Szenarien im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt. Gleichzeitig hat INES erstmalig einen Blick auf den Sommer 2024 und damit auch auf die Befüllungsphase der Gasspeicher für den nächsten Winter 2024/2025 geworfen. Das Januar-Update zeigt, dass aufgrund moderater bis warmer Temperaturen im November und Dezember 2023 bislang nur Ausspeicherungen in begrenztem Umfang stattfanden. Die Gasspeicher sind deshalb mit einem überdurchschnittlichen Füllstand von 90 Prozent in den Januar 2024 gestartet.

Treten extrem kalte Temperaturen anhaltend auf, könnten die Gasspeicher noch umfangreich entleert werden und die Füllstände auf einen Tiefstand von 14 Prozent bis Mitte März absinken. Solange keine zusätzlichen Risiken eintreten, ist ein Gasmangel für den Restwinter aber nicht mehr zu erwarten. Die Füllstandsvorgabe für den 1. Februar 2024 kann auf allen angenommenen Temperaturniveaus eingehalten werden.

Im Rahmen des Januar-Updates wurde auf das Jahr 2023 zurückgeblickt. Dabei ließ sich feststellen, dass die Gasimporte gegenüber dem Vorjahr, aufgrund des vollständigen Wegfalls russischer Pipeline-Lieferungen ab dem 31. August 2022, nochmal deutlich um 468 TWh (-32 Prozent) gesunken sind. Über das Jahr 2023 hinweg wurde Erdgas im Umfang von 974 TWh nach Deutschland importiert. Davon entfielen 70 TWh auf den Import über LNG-Terminals. Die innerdeutsche Gas-Produktion hat gegenüber dem Vorjahr ebenfalls abgenommen (-6 Prozent) und stellte knapp 40 TWh bereit.

Dem insgesamt gesunkenen Gasaufkommen in Höhe von 1.013 TWh stand nur ein leicht gesunkener Gasverbrauch in Höhe von 830 TWh (2022: 878 TWh) gegenüber. Im Wesentlichen haben reduzierte Gas-Exporte das gesunkene Aufkommen aufgefangen. Sie lagen bei 176 TWh und damit um 333 TWh niedriger als im Vorjahr.

Zur Bereitstellung des notwendigen Gasaufkommens wurden durchschnittliche Importe im Umfang von 2,7 TWh pro Tag und eine Gas-Produktion in Höhe von 0,1 TWh pro Tag im Jahresmittel realisiert. Hohe Winterlasten führten zeitweise zu einem erheblichen Flexibilitätsbedarf. Die höchste Last aus Verbrauch und Exporten (Spitzenlast) trat am 24. Januar 2023 mit rund 5,7 TWh pro Tag auf. Die notwendige Flexibilität in Höhe von 2,9 TWh pro Tag wurde zu 91 Prozent aus Gasspeichern in Deutschland (über 2,6 TWh) bereitgestellt. Aufgrund des flexiblen Einsatzes der Gasspeicher mussten über das vergangene Jahr hinweg lediglich Gasimporte im Umfang von maximal 3,4 TWh pro Tag realisiert werden. Die Gasspeicher trugen so erheblich zur Optimierung des Importsystems bei.

INES-Geschäftsführer Sebastian Heinermann fasst das Januar-Update für die Gas-Szenarien wie folgt zusammen: „Solange keine zusätzlichen Risiken eintreten, ist für den verbleibenden Winter eine Gasmangellage selbst bei extremer Kälte nicht mehr zu befürchten. Vor dem nächsten Winter 2024/2025 können die Gasspeicher erneut vollständig befüllt werden.“

Zum Jahresrückblick führt Heinermann zudem aus: „Unser Jahresrückblick zeigt auf, dass auch im Jahr 2023 sehr hohe Winterlasten aufgetreten sind, die einen erheblichen Flexibilitätsbedarf verursacht haben. Die notwendige Flexibilität für das Gassystem wurde im vergangenen Jahr weitestgehend aus Gasspeichern in Deutschland bereitgestellt. Indem die Gasspeicher den Flexibilitätsbedarf in Deutschland decken, optimieren sie das Importsystem. Dieser Systemwert sollte nicht nur im Gassystem, sondern auch im Wasserstoffsystem Berücksichtigung finden.“

 

HINTERGRUND ZU DEN INES-GAS-SZENARIEN:

Die Initiative Energien Speichern e.V. (INES) modelliert fortlaufend die europäischen Gasmärkte, um die Sicherheit der Gasversorgung einzuschätzen. Auf dieser Basis und unter Berücksichtigung der Speicherfüllstände zum 1. Januar 2024 wurden drei Szenarien für die Gasversorgung in Deutschland im Restwinter und Sommer 2024 betrachtet:

  • Im ersten Szenario werden die Temperaturen des EU-Wetterjahres 2016 länderspezifisch zugrunde gelegt, um normale Temperaturen zu betrachten.
  • Ein weiteres Szenario nimmt „warme Temperaturen“ wie im europäischen Winter 2020 an.
  • Ein drittes Szenario untersucht die Gasversorgung für „kalte Temperaturen“ entsprechend des europäischen Winters 2010.

Die INES-Szenarien für die Gasversorgung im Winter 2023/24 wurden am 19. April 2023 basierend auf den Daten bis Ende März 2023 erstmalig veröffentlicht. Mit dem nun vorliegenden Januar-Update wurden die INES-Szenarien nun erstmalig um einen Ausblick auf den Sommer 2024 ergänzt und für den Restwinter 2024 aktualisiert. Dazu wurde die Datenlage bis zum Ende des Vormonats Dezember berücksichtigt.

Während der „Sommer-Phase“ (Mai bis Oktober 2023) veröffentlicht INES nur alle zwei Monate Updates zu den INES-Gas-Szenarien. Im Winter erfolgen die Updates monatlich. Das nächste Update ist für den 8. Februar 2024 geplant.

Eine genaue Erläuterung der Szenarien und Ergebnisse erhalten Sie in den Präsentationsfolien zur Pressekonferenz sowie in der Dokumentation zur Präsentation. Darüber hinaus wurden alle Pressekonferenzen zu den Gas-Szenarien aufgezeichnet und können auf dem INES-YouTube-Kanal nachgeschaut werden. Beginnend mit dem nächsten Update verzichtet INES bis auf weiteres auf die ergänzenden Pressekonferenzen zur Vorstellung der Gas-Szenarien. Die Updates bleiben davon aber unberührt. Sie werden weiterhin fortlaufend veröffentlicht.

Aktuelle Informationen zu den Gasspeicher-Füllständen in Deutschland und in den einzelnen Bundesländern können Sie jederzeit über die INES-Speicherkarte abrufen. Darüber hinaus können dort Speicherdaten nicht nur nach unterschiedlichen Speichertypen (Kavernen- und Porenspeicher) sondern auch nach Gasqualitäten (L-/H-Gas und Wasserstoff) gefiltert werden.

Weitere Informationen

Read Press Statement in English